Wie finde ich den ersten Fall? – Tipps für Mediator:innen
Von der Mediationsausbildung zur eigenen Praxis
Nach der Mediationsausbildung stellt sich für viele dieselbe Frage: „Wie komme ich an meinen ersten Fall?“
Der Übergang von der Ausbildung in die Praxis braucht Mut, Vernetzung und ein klares Profil. Die gute Nachricht: Es gibt mehr Möglichkeiten, als du denkst.
Warum der Einstieg so entscheidend ist
Schulung und Theorie sind wertvoll – doch echte Fälle machen die Qualität einer Mediatorin oder eines Mediators erst erfahrbar. Sie fördern Selbstvertrauen, Handlungssicherheit und die Fähigkeit, auch in komplexen Situationen den Überblick zu behalten.
Darum gilt: Je früher Sie ins Tun kommen, desto nachhaltiger verankert sich das Gelernte.
Die 7 Wege in die Praxis
In unseren Ausbildungen haben wir gesammelt, wie frühere Teilnehmer:innen ihren Einstieg geschafft haben – von Co-Mediation bis Netzwerkveranstaltung.
Co-Mediation: gemeinsam mit erfahrenen Mediator:innen erste Fälle begleiten.
Netzwerke & Listen: z. B. IHK, BM, örtliche Mediationslisten oder Fachforen.
Eigene Webseite & Sichtbarkeit: klar benennen, für welche Fälle du stehst.
Workshops & Vorträge: als niederschwelliger Einstieg ins Themenfeld.
Kooperationen mit Schulen, Gemeinden, Kanzleien oder Betrieben.
Empfehlungen aus früherer Berufserfahrung oder Ausbildung.
Fachartikel, Blogbeiträge, Podcasts: dein Wissen teilen schafft Vertrauen.
Sprechen Sie Kolleg:innen an: Fragen Sie in Ihrem beruflichen oder privaten Umfeld nach Konflikten, bei denen eine neutrale Vermittlung hilfreich wäre.
Einbindung in den Berufsalltag: Viele Arbeitgeber begrüßen es, wenn Mitarbeitende ihre Mediationskompetenzen intern einbringen – etwa bei Teamgesprächen, Veränderungsprozessen oder Feedbackrunden.
Sichtbar werden: Ein professionell gestalteter Flyer, ein Profil auf LinkedIn oder eine Unterseite auf Ihrer Website zeigt, dass Sie Mediation anbieten und Verantwortung übernehmen.
2. Professionelle Netzwerke & Portale nutzen
Der zweite Schritt führt über bestehende Strukturen und Netzwerke.
Mediationsportale: Tragen Sie sich z. B. bei https://www.mediator-finden.de oder anderen regionalen Plattformen ein.
Verbände & Fachnetzwerke: Der Bundesverband Mediation (BM) und der Bundesverband Mediation in Wirtschaft und Arbeitswelt (BMWA) unterstützen Einsteiger:innen mit Austausch, Supervision und Projektangeboten.
Co-Mediation: Fragen Sie erfahrene Mediator:innen oder Ausbildungsträger, ob Sie bei realen Fällen hospitieren oder co-moderieren dürfen – so sammeln Sie Praxis und lernen zugleich unterschiedliche Vorgehensweisen kennen.
3. Eigene Initiative zeigen
Wer erste Erfahrungen sammeln will, sollte Initiative beweisen – und sich trauen, sichtbar zu werden.
„Practice what you preach“: Leben Sie das, was Sie vermitteln – und sprechen Sie offen über Mediation als Haltung und Methode.
Mini-Projekte starten: Bieten Sie z. B. kostenlose Mediationssprechstunden im Verein oder in der Gemeinde an, um Erfahrung zu gewinnen.
Lernen durch Praxis: Jeder Fall – ob klein oder groß – stärkt Sicherheit, Empathie und Strukturkompetenz.
Bonus-Tipp:
Viele unterschätzen, wie wichtig es ist, die eigene Haltung zu zeigen. Ob auf LinkedIn, im Verein oder bei Infoabenden – Menschen buchen keine Mediation, sie vertrauen Menschen.
Fazit
Viele angehende Mediator:innen nutzen den ersten Fall auch, um die Voraussetzungen zur Zertifizierung zu erfüllen. Eine strukturierte Begleitung – etwa durch den Refresher für Mediator:innen oder die Wirtschaftsmediation bei PFEOS – hilft, Praxis zu reflektieren und die eigenen Fälle sicher zu dokumentieren. Der erste Fall ist oft der schwierigste – aber auch der prägendste.
Entscheidend ist, dranzubleiben, sichtbar zu werden und sich regelmäßig auszutauschen. Gute Mediator:innen entstehen durch Praxis, Reflexion und Weiterbildung.
Jeder Fall – auch der kleine – ist ein Schritt in Richtung Professionalität und Selbstvertrauen.
FAQ: Der Weg in die Mediationspraxis
Wie finde ich meinen ersten Mediationsfall?
Starten Sie im eigenen Umfeld – sprechen Sie Kolleg:innen oder Bekannte an, die Konflikte klären möchten. Nutzen Sie außerdem Verbände wie den Bundesverband Mediation (BM) oder BMWA, um Co-Mediationen oder Hospitationen zu finden.
Kann ich ohne Zertifizierung Mediationsfälle übernehmen?
Ja, Sie können erste Fälle übernehmen, sobald Sie sich ausreichend sicher fühlen. Für komplexe Fälle oder institutionelle Aufträge ist jedoch eine Zertifizierung nach der ZMediatAusbV empfehlenswert.
Wie bekomme ich praktische Erfahrung, wenn ich noch keine Fälle habe?
Fragen Sie bei Mediationsausbilder:innen nach Co-Mediationen oder starten Sie kleine Fälle im Freundes- oder Kollegenkreis. Auch ehrenamtliche Mediationsstellen bieten oft Möglichkeiten zur Mitarbeit.
Wie kann ich mich nach der Ausbildung weiterentwickeln?
Durch praxisnahe Formate wie den Refresher für Mediator:innen oder die Wirtschaftsmediation bei PFEOS. Beide unterstützen Sie bei Ihrer Zertifizierung und vertiefen Ihre praktische Kompetenz.
Wie kann ich mein Mediationsangebot bekannt machen?
Erstellen Sie eine eigene Website oder ein Profil auf Plattformen wie Mediator-Finden.de. Teilen Sie Ihre Themen in Netzwerken, bei Veranstaltungen oder auf LinkedIn – Authentizität überzeugt.
Außerdem: Beide Formate können zur Zertifizierung und Auffrischung nach dem Mediationsgesetz (ZMediatAusbV) genutzt werden – ideal, um Wissen aktuell zu halten und neue Fallpraxis zu sammeln.