Tetralemma – Aus Dilemmata aussteigen und neue Lösungen entdecken
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Tetralemma: Wenn zwei Wege nicht reichen – Entscheidungsspielräume erweitern
Manche Entscheidungssituationen lassen uns wie gelähmt zurück. Zwei Optionen stehen sich scheinbar unversöhnlich gegenüber – und egal, wie man sich entscheidet, irgendetwas fühlt sich falsch an. Genau hier setzt das Tetralemma an: Eine kraftvolle Methode aus der systemischen Arbeit, um festgefahrene Denkmuster zu lösen und neue Handlungsräume zu öffnen.
Was ist ein Tetralemma?
Das Tetralemma stammt ursprünglich aus der indischen Logik und dem Buddhismus. In der modernen Anwendung wurde es von Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibéd für die systemische Strukturaufstellung weiterentwickelt. Es eignet sich besonders in Situationen, in denen ein sogenanntes Dilemma – also eine „Zwei-Optionen-Falle“ – vorliegt.
Ob in Mediationen, Coachings oder Führungssituationen: Das Tetralemma hilft, den Blick über die offensichtlichen Alternativen hinaus zu weiten. Es macht sichtbar, was sonst verborgen bleibt – und damit Entscheidungsprozesse klarer, bewusster und oft überraschend kreativ.
1. Das Eine – Option A
Notiere auf einer Karte oder einem Blatt „Das Eine“ – also die im Moment bevorzugte Möglichkeit. Lege die Karte auf den Boden. Stell dich darauf.
Spüre in dich hinein:
Wie fühlt sich diese Option an?
Welche inneren Bilder oder Gefühle tauchen auf?
Welche Gedanken begleiten dich?
2. Das Andere – Option B
Nun folgt die zweite Karte: „Das Andere“. Vielleicht ist diese Option im Moment weniger attraktiv – oder du fühlst dich zwischen beiden hin- und hergerissen. Wiederhole den inneren Check-in:
Gibt es eine Möglichkeit, beide Optionen zu verbinden?
Könnte ein Kompromiss oder eine Kombination sinnvoll sein?
Was entsteht, wenn du die Stärken beider Seiten verbindest?
Lege diese Karte so, dass sie ein Dreieck mit den ersten beiden bildet – als neue Perspektive zwischen den Polen.
4. Keines von beidem – Option D
Manchmal blockiert uns das Denken in Alternativen. Dann lohnt sich ein radikaler Perspektivwechsel: „Keines von beidem“.
Was, wenn beide Optionen nicht stimmig sind?
Welche ganz andere Sichtweise könnte entstehen?
Wie sieht das Thema aus der Vogelperspektive aus?
5. Das alles nicht – Option E
Falls sich immer noch keine klare Richtung zeigt, schreib auf eine fünfte Karte: „Das alles nicht und selbst das nicht“. Lege sie an einen völlig anderen Ort im Raum.
Stell dich darauf.
Erlaube dir verrückte, ungewohnte Gedanken.
Was wäre eine völlig neue Idee – jenseits aller bisherigen?
Gerade in dieser fünften Position öffnen sich oft unerwartete Lösungen – fernab der gewohnten Denkpfade.
Warum das Tetralemma so wirkungsvoll ist
Viele Entscheidungssituationen sind nicht durch fehlende Optionen begrenzt, sondern durch zu enge Denkmuster. Das Tetralemma bringt Bewegung ins System:
Es aktiviert Körper, Denken und Intuition gleichermaßen.
Es schafft Abstand zu emotional geladenen Themen.
Es öffnet den Raum für mehr als nur richtig oder falsch.
Ob in der Selbstanwendung oder im professionellen Setting – das Tetralemma ist ein bewährtes Werkzeug, um festgefahrene Situationen zu durchleuchten.
Materialien & Zeitrahmen
Dauer: ca. 45 Minuten
Material: 5 große Karten oder Blätter, Marker
Tipp: Auch im Selbstcoaching sehr gut einsetzbar
Quelle:
Insa Sparrer, Matthias Varga von Kibéd: Ganz im Gegenteil. Tetralemmaarbeit und andere Grundformen Systemischer Strukturaufstellungen. Carl Auer, Heidelberg 2009.
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